Spruchweisheit
Das Unser Vater, ein schön Gebet,
Es dient und hilft in allen Nöten;
Wenn einer auch Vater Unser fleht,
In Gottes Namen, laß ihn beten.

Was wär ein Gott, der nur von außen stieße,
Im Kreis das All am Finger laufen ließe!
Ihm ziemts, die Welt im Innern zu bewegen,
Natur in sich, sich in Natur zu hegen,
So daß, was in Ihm lebt und webt und ist,
Nie Seine Kraft, nie Seinen Geist vermißt.

Im Innern ist ein Universum auch;
Daher der Völker löblicher Gebrauch,
Daß jeglicher das Beste, was er kennt,
Er Gott, ja seinen Gott benennt,
Ihm Himmel und Erden übergibt,
Ihn fürchtet, und womöglich liebt.

Willst du ins Unendliche streiten,
Geh nur im Endlichen nach allen Seiten.

Die endliche Ruhe wird nur verspürt,
Sobald der Pol den Pol berührt.

Drum danket Gott, ihr Söhne der Zeit,
Daß er die Pole ewig entzweit.

Magnetes Geheimnis, erkläre mir das!
Kein größer Geheimnis als Lieb und Haß.

Sind Könige je zusammengekommen,
So hat man immer nur Unheil vernommen.

Dagegen die Bauern in der Schenke
Prügeln sich gleich mit den Beinen der Bänke.

Ein Kranz ist gar viel leichter binden,
Als ihm ein würdig Haupt zu finden.

Zwischen heut und morgen
Liegt eine lange Frist;
Lerne schnell besorgen,
Da du noch munter bist.

Tu nur das Rechte in deinen Sachen;
Das andre wird sich von selber machen.

Wer sich nicht nach der Decke streckt,
Dem bleiben die Füße unbedeckt.

Welche Frau hat einen guten Mann,
Der sieht mans am Gesicht wohl an.

Ein braver Mann! ich kenn ihn ganz genau:
Erst prügelt er, dann kämmt er seine Frau.

Du trägst sehr leicht, wenn du nichts hast;
Aber Reichtum ist eine leichtere Last.

Alles in der Welt läßt sich ertragen,
Nur nicht eine Reihe von schönen Tagen.

Ja! Wer eure Verehrung nicht kennte:
Euch, nicht ihm, baut ihr Monumente.

Laß Neid und Mißgunst sich verzehren,
Das Gute werden sie nicht wehren.
Denn, Gott sei Dank! es ist ein alter Brauch:
Soweit die Sonne scheint, soweit erwärmt sie auch.

Sie sagen: Das mutet mich nicht an!
Und meinen, sie hättens abgetan.

In meinem Revier
Sind Gelehrte gewesen;
Außer ihrem eignen Brevier
Konnten sie keines lesen.

Laß nur die Sorge sein,
Das gibt sich alles schon;
Und fällt der Himmel ein,
Kommt doch eine Lerche davon.

Willst du nichts Unnützes kaufen,
Mußt du nicht auf den Jahrmarkt laufen.

»Nein! heut ist mir das Glück erbost!« –
Du, sattle gut und reite getrost!

Der Mensch erfährt, er sei auch wer er mag,
Ein letztes Glück und einen letzten Tag.

Wo Anmaßung mir wohlgefällt?
An Kindern: denen gehört die Welt.

Kein tolleres Versehn kann sein,
Gibst einem ein Fest und lädst ihn nicht ein.

Da siehst du nun, wie's einem geht,
Weil sich der Beste von selbst versteht.

Efeu und ein zärtlich Gemüt
Heftet sich an und grünt und blüht.
Kann es weder Stamm noch Mauer finden,
Es muß verdorren, es muß verschwinden.

Zierlich Denken und süß Erinnern
Ist das Leben im tiefsten Innern.

Genieße, was der Schmerz dir hinterließ!
Ist Not vorüber, sind die Nöte süß.

Warum uns Gott so wohlgefällt?
Weil er sich uns nie in den Weg stellt.

Eigenheiten, die werden schon haften;
Kultiviere deine Eigenschaften.

Magst du einmal mich hintergehen,
Merk ichs, so laß ichs wohl geschehen;
Gestehst du mirs aber ins Gesicht,
In meinem Leben verzeih ichs nicht.

Hat man das Gute dir erwidert?
Mein Pfeil flog ab, sehr schön befiedert;
Der ganze Himmel stand ihm offen,
Er hat wohl irgendwo getroffen.

Die Welt ist nicht aus Brei und Mus geschaffen,
Deswegen haltet euch nicht wie Schlaraffen;
Harte Bissen gibt es zu kauen:
Wir müssen erwürgen oder sie verdauen.